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Antigua Classic Yacht Regatta

Die Antigua Classic Yacht Regatta gehört zu den beeindruckendsten Treffen klassischer Yachten. Rund 60 Schiffe vom großen Schoner bis zum klassischen 12er treffen sich jährlich im April.

Story und Fotos: Claus Reissig

Wenn im Süden von Antigua die schönsten klassischen Yachten um Preise segeln, bekommt Bob in Darkwood Beach davon fast nichts mit. Bob hat sein Haus in dritter Reihe zum Strand. Vom Wasser trennt ihn die Valley Road, die Roadtown im Norden Antiguas mit English Harbour im Süden verbindet und eine der wenigen Verbindungen auf der Insel darstellt. Nach der kleinen Ortschaft mit zusammengewürfelten Hütten führt sie noch eine Weile an der Küste entlang, steigt dann ins Landesinnere an und führt in rund 100 Metern Höhe zwischen Cade Peak und Signal Hill hindurch, bevor sie in Falmouth Harbour wieder ans Meer gelangt.

Bob steht entspannt an dem niedrigen Holzbrett, auf dem sich seine Gemälde stapeln, viele mit Yachtmotiven, die Antiguaner Bob in seinem Leben noch nicht live erlebt hat, die meisten Vorlagen hat er von Postkarten. Wenn man die Bilder mit Rahmen kauft, ist die Leinwand mit rostigen Nägeln auf einem Holzrahmen befestigt. Bob blickt auf ein eingezäuntes, trockenes Stück Wiese, das so typisch für die Landschaft ist. Mittendrin steht ein Baum, der nach der trockenen Wintersaison ums Überleben kämpft.

Neben Bob stapeln sich Gemälde von Yachten, die der Antiguaner in seinem Leben noch nicht gesehen hat. Wenn man die Bilder mit Rahmen kauft, ist die Leinwand mit rostigen Nägeln auf einem Holzrahmen befestigt.”

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Unter ihm ein aufgebockter Land Rover aus den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts mit aufgestellter Haube und von Korrosion zerfressener Karosserie, durch die Fenster und den Motorraum wachsen Kletterpflanzen. Bobs jetziges Auto und seine zwei ehemaligen parken dicht gedrängt auf dem Hof hinter seiner Verkaufshütte, in der er seit Hurrikanen Jose und Lenny 1999 auch lebt. Seinem Wohnhaus wurde damals das Dach fort gerissen und es wurde unbewohnbar. In dem Sturm hatte er sich in einen Van geflüchtet und überlebte. Für die Reparatur des Hauses fehlt im seitdem das Geld, wie für die neue Antriebswelle seines Datsun Kombi, mit dem er über die Insel fahren könnte.

Dann könnte er auch die andere Seite von Antigua erleben, die ihm, wie den meisten Einheimischen unsichtbar bleibt: Die Antigua Classic Yacht Regatta (ACYR) als schöne Schwester der Antigua Sailing Week (ASW). Die ASW gilt als Abschluss der Saison in der Karibik. Im Gegensatz zu den 200 überwiegend neuen Booten ist die Klassikerregatta vor allem ein Augenschmaus, weniger zum selber mitmachen (außer man hat selbst einen Oldtimer), als vielmehr zum staunen, wenn 30 Meter lange und 100 Jahre alte Schiffe, die man eigentlich in einem Museum in Watte betten möchte, mit tausenden Quadratmetern Segelfläche an der Startlinie aufeinander losgehen.

Die Starterliste der rund 60 Yachten liest sich wie das who-is-who der klassischen Yachten: die Schoner „Eleonora“ und „Ashanti of Saba“, die 30er-Jahre-Zwölfer „Ranger“ und „Velsheda“. Jede für sich ein Kunstwerk zum niederknien.”

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Die Starterliste der rund 60 Yachten liest sich wie das who-is-who der klassischen Yachten: die Schoner „Eleonora“ und „Ashanti of Saba“, die 30er-Jahre-Zwölfer „Ranger“ und „Velsheda“ oder „Jaldevi“. Jede für sich ein Kunstwerk zum niederknien, für deren kleine Modelle man sich schon mit einem Monatslohn verschulden möchte – hier jedoch sind sie real und vor einer Kulisse, die mit tropischer Sonne und Passatbewölkung auf dem tiefen Blau der Karibischen See ihresgleichen sucht.

Der wiederrum krasse Gegenpol ist die Traditional Class der Cariacou Sloops, die ihre Schiffe rund um das Clubhaus an den Steg legt. Ihre Segler sind Puristen, eine Art Underdogs. Sie unterscheiden sich bewusst von den Crews der hochpreisigen Yachten einen Steg weiter. Sie wollen so segeln, wie es die Fischer auf Cariacou noch bis vor kurzen gemacht haben. Auf manchen Booten kann man sehen, wo die Fischleinen sich über die Jahre ins Holz geschnitten haben.

30 Meter lange und 100 Jahre alte Schiffe, die man eigentlich in einem Museum in Watte betten möchte, gehen mit tausenden Quadratmetern Segelfläche an der Startlinie aufeinander los.”

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Die Masten sind einfach wie Telegrafenmasten, häufig unbehandelt, genau wie das kurze Holz zum Steuern, an dem die Besitzer bei den Regatten mit aller Kraft ziehen, um das Schiff auf Kurs zu halten. Unter Deck kann man schlafen, aber der Ausbau ist auf das wesentliche reduziert.

Die Kulisse für die alljährliche Antigua Classic Week bietet der Museumshafen Englisch Harbour. Er wurde im 18. Jahrhundert von dem britischen Seefahrer Admiral Nelson als Überseestützpunkt erbaut und ist heute mit zahlreichen anderen Gebäuden aus dieser Zeit eine Art nationaler Identität für Antigua. Von hier wurden Rohstoffe, zumeist Zucker, nach England verschifft und die auf die Zuckerrohrplantagen schuftenden Sklaven in Ketten an Land gebracht.

Wenn die Alten ihre Segel ausbreiten würde man sich nicht wundern, wenn gleich die „Meteor“ des Kaisers um die nächste Huk käme.”

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Nelson reparierte in der gut geschützten Bucht seine Kriegsflotte. Die Kriege sind lange vergessen, aber ein wenig scheint die Zeit stehen geblieben zu sein während der Classic Yacht Regatta. Wenn die großen Alten ihre Segel ausbreiten würde man sich nicht wundern, wenn gleich die „Meteor“ des Kaisers um die nächste Huk käme. Was für ein Gegensatz zum Leben der Einheimischen wie Bob.

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