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Test Fareast 31R

Zuerst kannte man Fareast in Europa als Dingi-Produzenten. Mit der 31R brachten die Chinesen einen Beweis ihrer Fähigkeiten als Yachtbauer nach Europa – um in China zu wachsen.

 

Story und Fotos: Claus Reissig

 

Dass Marteen Voogd mit diesem Schiff die Möglichkeit hatte, etwas Einzigartiges zu konstruieren, weiß er. Die Fareast 31R ist ein extremes Boot, keine Massenware. Zusammengestellt aus dem Besten, was man zum schnellen Segeln braucht, keine weiteren Bedingungen, außer, dass sie in einen Container passen muss. In der Regel setzen Vermessungsformeln, Marktumfragen oder der Preis enge Grenzen bei der Entwicklung, Kompromissfähigkeit ist eine der Tugenden moderner Designer.

Anders bei der Fareast 31R: Rumpf und Rigg sind aus teurer Kohlefaser, reichlich Segelfläche sorgt für Vortrieb, mit ihrer perfekten Beschlagsausstattung lässt sie sich kinderleicht bedienen und unter Deck ist Rumpf leer wie eine Trommel. Fertig ist Seglers Traumschiff – vorausgesetzt er bringt neben dem nötigen Kleingeld für sein Spielzeug zum reinen schnell Fahren auch noch ein bisschen technisches Grundwissen mit. Denn das sollte man haben, wenn man die 31R wirklich schätzen lernen will.

Rumpf und Rigg sind aus teurer Kohlefaser, reichlich Segelfläche sorgt für Vortrieb, mit ihrer perfekten Beschlagsausstattung lässt sie sich kinderleicht bedienen und unter Deck ist Rumpf leer wie eine Trommel. Fertig ist Seglers Traumschiff.”

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Die Konstrukteure Simonis-Voogd sind in der Szene für einige siegreiche Rennyachten bekannt, Auftraggeber Fareast mit Sitz in Shanghai ist als Werft unter Regattaseglern und dort vornehmlich als Opti- und 420er-Hersteller  gut im Geschäft. Die von den Holländern Simonis-Voogd gezeichnete 31R soll das Leuchtturmprojekt sein, eine Marketingmaßnahme der Werft, zeigen, wozu Fareast in der Lage ist.

Interessanterweise hat die Firma bei der Einführung der 31R in Europa den chinesischen Markt im Blick: von Millionen potentiellen Käufern im Reich der Mitte haben gerade einmal einige tausend den Wassersport für sich entdeckt, weiß man in Shanghai. Diese potentiellen Kunden gilt es mit dem kleinen Umweg über Europa zu aktivieren: „Chinesen kaufen nicht gern chinesische Produkte“, erklärt Marteen Voogd während der Testfahrt auf dem Greifswalder Bodden, „ich habe den Leuten von Fareast erzählt, dass sie erst einmal  in Europa akzeptiert sein müssen, um in China erfolgreich zu verkaufen.“ Ein fantastischer Plan, die Zeiten eines aufnahmefähigen europäischen Marktes scheinen also endgültig vorbei.

Die chinesische Fareast 31R soll  in Europa akzeptiert werden, um in China erfolgreich zu sein. Ein fantastischer Plan, die Zeiten eines aufnahmefähigen europäischen Marktes scheinen also endgültig vorbei.”

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Zurück auf den Bodden, sechs Grad beträgt die Wassertemperatur, ebenso die des schneidenden Windes, als wir mit der Ferrari roten, knapp zehn Meter langen Yacht hinaus kreuzen. Jede kleine Böe lässt das Schiff beschleunigen – hart am Wind sind mit ein bisschen Übung 7,5 Knoten drin – lässt der Wind nach, geht ohne Übung der Speed genauso schnell wieder runter. Grund dafür ist die geringe Masse, gerade einmal 1.800 Kilogramm bringt der Kohle-Racer auf die Waage, 1.200 davon allein als Ballast in der Kielbombe; 66 Prozent beträgt somit der Ballastanteil. Für Technikfreaks: die aus herkömmlichen Glasfasern gebaute Melges 32 muss mit knapp unter 50 Prozent auskommen.

An Deck ist das Schiff mehr Jolle als Yacht, das riesige Cockpit endet erst kurz hinter dem Mast, der Aufbau – mehr Alibi und Designelement mit seinen wenigen Zentimetern Höhe. Die 31R hat etwas von einem Sportwagen, aufs Nötigste reduziert, dazu Anbauteile aus Karbon, wie die kleinen Spoiler auf dem Vordeck, die den seitlichen Wind ins Segel leiten sollen („messbar ist das wahrscheinlich nicht“, so Voogd ehrlich) oder die CFK-Relingsstützen. Dazu ein vorspringender Bug, wie man ihn von Motoryachten und Katamaranen kennt. Ob das für die Segeleigenschaften von Vorteil ist, wollen wir wissen. Nein, sagt Marteen Voogd, aber das Schiff hätte mit dem ursprünglich geplanten graden Bug einfach zu unmodern ausgesehen. Jetzt wirkt es fraglos angriffslustig, vorpreschend und irgendwie trotzig, auch durch die Farbe. Wenn der Name Mean Machine auf ein Boot passen würde, dann auf dieses.

Dass der vorspringende Bug für die Segeleigenschaften nicht von Vorteil ist, weiß Marteen Voogd, aber das Schiff hätte mit dem ursprünglich geplanten graden Bug einfach zu unmodern ausgesehen.”

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Denn dieses Boot erzeugt im Hafen so viel Aufmerksamkeit, wie ein auf einem Supermarktparkplatz stehender Bugatti. Und das ist es, was Fareast möchte um den Ruf der Opti-Werft abzuschütteln. Immerhin produzieren sie davon über 1.000 Stück im Jahr, aber die vier Firmeneigner möchten mehr, weitere Produktreihen werden gerade ins Leben gerufen. Racer wie die R31, Cruiser Racer oder sogar große, zerlegbare Katamarane für die chinesischen Seen.

Mit der Qualitätsanmutung der 31R könnte so ein Produkt Erfolg versprechend sein. Für alle Kohlefaserteile des fernöstlichen Racers wurden eigens Negativformen gebaut, die von uns gesegelte Baunummer zwei wirkt damit wie ein Großserienbau – makellose Oberflächen, keine unsauberen Kanten, keine schlechten Passungen, von dem bei diesem Boot noch leckenden Vorschiffsluk einmal abgesehen.

Wir fallen ab. Wenn der schlanke Kiel bis jetzt an der Kreuz noch Nachteile hatte, andere Schiffe vielleicht mehr Höhe hätten laufen können, kommt jetzt das, was jedem ambitionierten Segler ein Grinsen aufs Gesicht zaubert. Ohne Gennaker zischt die rote Yacht mit über zehn Knoten davon, das zusätzliche Vorsegel lässt die kleinen digitalen Zahlen am Mast bis auf 14 Knoten steigen.

Wir lassen ein makelloses Kielwasser hinter uns, die Bugwelle leckt unterstützt von der Vorwölbung des Stevens unter den Spoilern hindurch über das Deck und läuft widerstandslos durchs Cockpit ab. Die Fareast 31R gibt sich unbeeindruckt von der Belastung, die Kohlefaserkonstruktion ist steif und schwingungsfrei, wie man es von GfK-Schiffen sonst nicht kennt. Wieder eine Frage an den Konstrukteur: Lohnt sich der Aufwand bei einem so kleinen Boot? „Absolut!“ sagt Voogd, „wir sparen bei der 31R 250 bis 300 Kilogramm im Rumpf und noch einmal 30 im Rigg.“

Dieses Boot erzeugt im Hafen so viel Aufmerksamkeit, wie ein auf einem Supermarktparkplatz stehender Bugatti. Und das ist es, was Fareast möchte um den Ruf der Opti-Werft abzuschütteln.”

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Wie Rügen am Horizont schnell näher kommt ist Segeln in Perfektion, extrem und adrenalinfördernd, wie es auch die fernöstlichen Kunden mögen sollen. Um sie an ihr neues Hobby heran zu führen hat die Werft den ersten Segelverein gegründet, 450 Mitglieder hat er, in den nächsten fünf Jahren sollen noch einmal knapp 50 Clubs dazu kommen. Alles Teil dieses groß angelegten Plans, denn jeder Club wird mit Vereinsbooten bestückt, die von den Beiträgen wiederum bei Fareast geordert werden. Darunter eventuell einige 31R, die man übrigens auch in Europa kaufen kann. 130.000 Euro kostet das Schiffchen hier ohne Segel und mit weißer Außenhaut.

Daten

Länge: 9,50 m
LWL: 9,48 m
Breite: 2,95 m
Tiefgang: 2,10 m
Verdrängung: 1,8 t
Ballast: 1,2 t
Ballastanteil: 67 %
Großsegel: 41 qm
Genua 105 %: 24 qm
Gennaker: 120 qm
Wasser:
Diesel:
Maschine:
Konstruktion: Simonis-Voogd
CE-Kategorie: B (ungeschützte Gewässer bis 8Bft)
Preis: ab 130.000,- Euro

www.fareastboats.com

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