ST Leopard 3 Artikel 5

Charteryacht “Leopard 3”

Sie glauben, dass Sie alle spektakulären Schiffe schon kennen? Dann versuchen Sie es mal mit einem Chartertörn auf der 30 Meter langen „Leopard 3“. Für rund 13000 Euro am Tag wohnen sie auf der derzeit wohl schnellsten Charteryacht der Welt

 

Sicher, es gibt größere. Der Dreimaster „Maltese Falcon“ ist drei Mal so lang wie die „ICAP Leopard“ und der Mast der „Mirabella V“ ragt doppelt so hoch in den Himmel. Doch gegen den britischen Leoparden sind sie nur lahme Enten. Bis zu 40 Knoten (74 Stundenkilometer) ist die Luxusyacht schnell. Damit stellt sie alles in den Schatten, was derzeit an Mietyachten über die Meere fährt. Und um zu beweisen, dass es keine Schnellere gibt, grast sie die weltweiten Hochseeregatten ab und setzt ihre Bestmarken. Sie brach bereits den Rekord des Renommier-Rennens rund um die Insel Wight im Englischen Kanal und pulverisierte danach die Bestzeit im so genannten Fastnet Race. Die 1100 Kilometer lange Regatta von England um einen Felsen in der Irischen See gilt als eines der anspruchsvollsten überhaupt.

Dafür wurde mit der „Leopard 3“ ein wahres High-Tech-Monster geschaffen. Sie ist komplett aus Kohlefasern gebaut, Rumpf und Deck sind im Sandwichsystem über einem Schaumkern zusammengebacken. Das stabilste und leichteste Material, das es derzeit gibt. Die Karbonröhre ist mit 30 Metern fast so lang wie zwei ausgewachsene LKW mit Anhänger, mit einer Breite von 6,80 Metern nähme sie die gesamte zweispurige Autobahn ein. Ihr Kiel ragt 5,50 Meter in die Tiefe, das entspricht einem zweistöckigen Haus. Mit zwei Hydraulikzylindern kann er rund 40 Grad zu jeder Seite geneigt werden. Das hält das Boot im Wind so aufrecht, als säßen 200 ausgewachsene Segler auf der Seite.

Mit zwei Hydraulikzylindern kann der Kiel rund 40 Grad zu jeder Seite geneigt werden. Das hält das Boot im Wind so aufrecht, als säßen 200 ausgewachsene Segler auf der Seite.

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Ihr Erschaffer Mike Slade ist vor allem von der technischen Herausforderung fasziniert. 8,6 Millionen Euro hat er in die Entwicklung investiert, ehe die „Leopard 3“ im Juni 2007 zu Wasser gelassen wurde. „Es kann immer nur ein schnellstes Schiff zur Zeit geben“, sagt Slade und das soll seins sein. Dafür wurde es en Miniature im Schlepptank getestet. Ein kleineres Modell wurde sogar in einem Windkanal in Auckland optimiert. 35 verschiedene Segelkonfigurationen wurden ausprobiert, damit die Yacht für alle Wetterkonditionen perfekt gerüstet ist.

Dabei ist der Mann aus Cornwall im windigen Südwesten Englands wahrlich nicht auf die Einnahmen aus dem Chartergeschäft angewiesen. Forbes schätzt sein Privatvermögen auf rund 100 Millionen Pfund (143 Millionen Euro). Bis 2015 war Slade CEO von Helical Bar, einem der größten Bauentwicklungsunternehmen der britischen Insel. 1984 übernahm er das Ruder des angeschlagenen Unternehmens, strukturierte es um und brachte es zurück auf die Erfolgsspur. „Man muss auch Glück haben im Leben“, untertreibt der Sohn eines erfolgreichen Unternehmers. Slades Spezialgebiet: Er kauft Grundstücke und bebaut sie mit Wohn- und Geschäftshäusern in den besten Lagen der Businessstadt London.

An Bord liebt der Geschäftsmann das Organisierte, Klare: „Diese Teamwork ist fantastisch! Ich wäre froh, wenn das auch in meinem Büro so wäre. Jeder konzentriert sich auf dem Schiff voll auf seinen Job.“ Mike Slade spricht mit einer langsamen, rauchigen Stimme wie John Wayne in seinen besten Tagen. Er schwärmt regelrecht von seiner „Leopard 3“ und auch von der Faszination mit ihr Regatta zu segeln. Slade liebt es die große Seglerfamilie, wie er sie nennt, um sich zu haben. Bis zu 26 Mann Crew sind nötig, um den Leoparden zum Rennen zu bekommen. Am Steuer steht er am liebsten selbst, auch wenn er sonst die besten Segler der Welt um sich versammelt. Dazu zählen neben diversen America’s-Cup-Teilnehmern auch Veteranen der letzten Volvo Ocean Races.

Nur so kann man dieses Schiff an seine Leistungsgrenze bringen. Und die liegt weit oben. Mike Slade und das Konstruktionsbüro Farr Yachtdesign haben sich die derzeit schnellsten Einrumpfyachten zum Vorbild genommen: Die fast zehn Meter kürzeren Rennmaschinen aus dem Volvo Ocean Race, der härtesten Regatta um die Welt. Mit einem kleinen Unterschied: Die sind drinnen leer und gemütlich wie ein Abflussrohr, während die „Leopard 3“ für Luxuscharter gebaut ist.

Kleiner Unterschied zu den zehn Meter kürzeren Rennmaschinen aus dem Volvo Ocean Race: Sie sind drinnen leer und gemütlich wie ein Abflussrohr, während die „Leopard 3“ für Luxuscharter gebaut ist.”

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Vor 30 Jahren begann Mike Slade seine erste eigene Maxiyacht zu bauen, auch die „Ocean Leopard“ bereits eine Rennyacht zum Rekorde brechen. Es folgte die „Leopard of London“ und schließlich „Leopard 3“. Slade ist Familienmensch, verheiratet und hat drei Söhne, die ihn bei seinen Ozeanrennen begleiten. Früher ist Mike Slade Marathon gelaufen, insgesamt fünfmal durch London. Hat es mit Paragliden versucht, bis er dort einen schlimmen Unfall hatte. Und ist immer wieder beim segeln gelandet.

Wie schon als Kind, als er jede freie Minute in seiner Jolle an der Küste verbrachte. Heute rast er neben seinem Job in London mit seinen Yachten um die ganze Welt, seine Lieblingsbar liegt auf der Antilleninsel Antiqua, sein Lieblingshafen ist Sydney in Australien. Für kurze Regatten bevorzugt er die Bucht von San Franzisko rund um die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Aber auch auf dem Wasser lauern Gefahren. Auf der Rückfahrt vom Sydney-Hobart-Race wurde eines seiner Schiffe 1993 vor Somalia von Piraten angegriffen. Sein mutiger Kapitän funkte SOS und konnte so lange entkommen, bis eine kanadische Fregatte die Angreifer in die Flucht schlug. „Zum Glück ist weder der Crew noch dem Schiff etwas passiert“, erzählt Slade. Außer einigen Einschüssen im Rumpf von den Maschinengewehren.

Der Kohlefasermast ist 50 Meter lang, 4 Meter höher als die Freiheitsstatue. Alle Leinen und Versteifungen für ihn sind zusammen vier Kilometer lang und aus superleichten PBO (polyphenylene benzobisoxazole).”

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So etwas wird Charterkunden auf der Rennyacht nicht passieren. Die „Leopard 3“ segelt im Winterhalbjahr in der Karibik, einem der schönsten Segelreviere der Welt. Auf Tagestörns können bis zu 14 Gäste an Bord bewirtet werden, wenn das Schiff wochenweise segelt, sollen maximal zehn Personen an Bord kommen. Unterstützt von fünf Mann professioneller Crew. Für Normalsegler wäre die Raubkatze nicht zu beherrschen. Am Wind müssen fast 850 Quadratmeter Segelfläche gebändigt werden, das entspricht etwa der Größe von zwei Basketballcourts. Mit Wind von hinten hängt die doppelte Fläche am Mast. Damit sprintet der Leopard mit dem Gewicht eines ausgewachsenen Pottwals (42 Tonnen) dann mit geneigtem Kiel schon bei leichtestem Wind davon. Eine ungewollte Wende und die Katze liegt reglos auf der Seite – nichts für Amateure.

In der Kajüte wird die Rennatmosphäre verschwunden sein, das Innere der „Leopard 3“ ist dann komplett und supermodern eingerichtet. Denn während das Schiff noch auf Rekordkurs ist, steht die Einrichtung Salons an Land. Das Innere empfängt die Gäste mit kühler Lounge-Atmosphäre. Ein Boden in Schiffsdielenoptik wird mit Möbeln aus denselben schwarzen Kohlefasern kombiniert wie der Rumpf selbst. Dazu kommen blankes Metall und weiße Wände. Vom Beiboot zum Wasserski laufen bis zu fünf Doppelkabinen mit jeweils eigenem Bad ist alles vorhanden. Die Crew, die für das leibliche Wohl der Gäste sorgt, wohnt unsichtbar in kleiner Kabinen im achteren Teil des Schiffes. Hier befindet sich auch der Navigationsplatz.

Ein kleiner Trost für alle Hobbysegler, denen vielleicht schlecht wird, wenn sie auf dem rasenden Leoparden unterwegs sind: trotz der tausenden von Meilen auf See hält Mike Slade Seekrankheitstabletten für das Wichtigste auf seinem Schiff. „Ich werde schrecklich seekrank!“ lacht er über sich.

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Fakten

Neigekiel

Sechs Meter lang und 19 Tonnen schwer. Mit gewaltigen Hydraulikpumpen im Rumpf kann er von einer Seite zur anderen geschwungen werden, die Bedienung erfolgt über einen Touchscreen an Deck.

Schwerter

Können seitlich abgesenkt werden, wenn das Boot schräg liegt. Sie sind aus Karbon, fünf Meter lang und wie ein Flugzeugflügel geformt.

Klüverbaum

Ein fünf Meter langer Baum aus Kohlefasern, der aus dem Bug ragt. Mit ihm wird das Schiff länger, ohne dass es schwerer wird. Es kann ein größerer Spinnaker gefahren werden.

Rigg

Alle Leinen und Versteifungen für den Mast sind zusammen vier Kilometer lang. Alles ist aus dem hochfestem, superleichten Kompositwerkstoff PBO (polyphenylene benzobisoxazole).

Mast

Hergestellt aus Kohlefasern, 50 Meter lang. Damit ist er 4 Meter höher als die Freiheitsstatue.

Rumpf und Deck

Hergestellt aus Kohlefasern, die um einen Schaumkern aus Nomex gelegt sind, eine feste hitzebeständige Kunststofffaser. Dadurch ultraleicht und extrem stabil.

Daten

Länge: 30 m
Breite: 6,80 m
Tiefgang: 5,50 Meter
Gesamtgewicht: 36,50 t
Segelfläche am Wind: 843 qm
Segelfläche vor dem Wind: 1604 qm
Treibstoff: 1500 l
Wasser: 1500 l
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