SB JK28 Artikel 3

Test JK28

Der JK 28 ist ein Jollenkreuzer. Reinrassig mit allen Vor- und Nachteilen. Langt das?

Die JK 28 kann man auf Anhieb mögen. Sie ist ein Sympathieträger, ein Kumpeltyp, dem man glauben möchte, dass er einen nicht verrät. Ein Boot, wo man sofort an Bord möchte, segeln gehen. Dazu trägt bestimmt das Babyblau des Rumpfes bei, aber auch das Weglassen von allem, was woanders anlocken oder ablenken könnte. Das 8,50 Meter lange Boot ist bodenständig, klar, seglerisch, ihre Väter kommen von der Küste. Und auch wenn sie äußerlich vielleicht anders aussieht: Der JK 28 ist ein Jollenkreuzer, wenn auch ein etwas ungewöhnlicher.

Das Heck ist einem kleinen Dickschiff ähnlich, der schlanke Rumpf würde einen tiefen effektiven Kiel vermuten lassen, das lange Cockpit und der Miniaufbau hingegen lassen auf das Namenskürzel JK für Jollenkreuzer schließen. Die Linien kommen von niemandem Geringeren als den Konstrukteuren von Judel/Vrolijk, ihres Zeichens verantwortlich für Schiffe wie einst den siegreichen America’s Cup Racer „Alinghi“, die Einheitsklasse TP 52, oder alle Yachten aus dem Hause Hanse – und eben die JK 28. Das macht sie per se schon einmal zu etwas Besonderen, wahrscheinlich zu keinem normalen Schiff. „Sie ist für Leute, die sportliches Segeln gewohnt sind, die vielleicht von der Jolle kommen,“ erklärt Konstrukteur Rolf Vrolijk. „Das Schiff ist ein Zwitter, nicht einmal so breit wie ein 20er Jollenkreuzer, der hat ja schon 2,70 Meter.“ Der JK 28 dagegen ist nahezu so lang wie ein 30er Jollenkreuzer, aber gerade einmal 2,55 Meter breit und damit trailerbar.

Halbwinds mit dem Respekt einflößenden Gennaker hebt sich die JK 28 aus dem Wasser, jede Böe bedeutet zu gleiten“

SB JK28 Artikel 4

Für ein etwas sensibles Schiff dieser Art ist die Hamburger Außenalster im Oktober zumindest ein interessantes Revier. Hier ändert sich die Windrichtung schon, wenn jemand in einem der umliegenden Büros das Fenster öffnet, witzeln die Segler der Hansestadt. Entsprechend aufmerksam gilt es das Boot zu fahren – ein beeindruckendes Erlebnis. In der ersten Böe nebst Winddreher legt sich die JK 28 mit dem Autor am Ruder weit auf die Seite, weder eine Seereling, noch Ausreitgurte geben ein wenig Sicherheit auf der Kante. Offensichtlich sind die Jollentage doch schon lange her – oder man erwartet dieses Verhalten von dem Boot einfach nicht. Mit großen Ausschlägen an der langen Pinne folgen wir den Winddrehern auf dem Weg nach Luv, auf jede noch so kleine Windänderung achtend. Dann kommt JK 28’s Stunde: wir fallen wir das erste Mal ab, den geschrickten Kurs mit der kleinen Genua goutiert das gerade einmal 1.000 Kilogramm schwere Boot sofort mit sieben Knoten, knapp über der Rumpfgeschwindigkeit. Halbwinds mit dem Respekt einflößenden Gennaker (58 Quadratmeter) hebt sich die JK 28 aus dem Wasser, jede Böe bedeutet zu gleiten, selbst der heute verhältnismäßig leichte Wind macht fast 8,5 Knoten möglich.

Ein Boot für sportliche Segler, da hatte Rolf Vrolijk nicht zuviel versprochen: „Die Formstabilität ist bei der JK 28 nicht hinten, wie bei einem 30er,“ erklärt der Konstrukteur die technischen Zusammenhänge, „der wird aber auch mit sechs Mann auf der Kante gesegelt.“ Den JK 28 dagegen solle man mit zwei oder drei Personen segeln können, „deswegen hat er einen ausgeprägten U-Spant in der Mitte. Mit einem breiten Heck würde der JK 28 sonst nach vor kippen.“ Das tut der große Jollenkreuzer trotz aller Misshandlungsversuche heute nicht. Er krängt zwar weit, aber gutmütig, ist kaum luvgierig. Die Situation bleibt immer irgendwie beherrschbar. „Im Gegensatz zu einem Jollenkreuzer kann der JK 28 nicht kentern und voll laufen,“ erklärt Vrolijk im Gespräch danach, „mit dem hohen Freibord kippt er zwar um, bleibt aber bei 90 Grad liegen.“ Beruhigend.

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Dieses Schiff unbedingt haben wollte übrigens Hans-Werner Zachariassen, aktiver Drachensegler und auf der Suche nach einem Boot mit dem er möglichst unkompliziert (und schnell) sein Heimatrevier Elbe mit all seinen flachen Nebenarmen bereisen kann. Der JK 28 ist das erste Projekt des siebzigjährigen Schifffahrtskaufmanns und schnell umrissen: „Ein Schiff muss einfach sein, von wenigen Leuten zu bedienen, sonst wird man zum Sklaven seines Besitzes.“ Eine große Yacht sein eigen zu nennen ist ihm somit ein Gräuel, Zachariassens ideales Schiff muss bewohnbar sein fürs Wochenende, leicht zu slippen und soll einen eventuell nicht segelnden Partner entlasten. Entsprechend kann die JK 28 mit einer Selbstwendefock geordert werden, bei 105 Prozent Überlappung und knapp 13 Quadratmeter Größe hören die Vorsegel ganz auf. Das hoch geschnittene Großsegel darf dagegen etwas größer ausfallen, das Rigg ist dem bewährten H-Boot entliehen, ebenso die Genuawinschen. Ebenso wichtig: Der JK sollte pflegeleicht sein, entsprechend sucht man Holz weitgehend vergeblich.

Mit dem hohen Freibord kippt der JK 28 zwar um, bleibt aber bei 90 Grad liegen – irgendwie beruhigend…“

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Unter Deck wurde auf unnötige Extras verzichtet. An Steuerbord feiert die legendäre Kochkiste früherer Wanderboote sozusagen in der Version 2.0 ihre Auferstehung: ein Gaskocher mit Kartusche, ein flexibler Wassertank und eine Edelstahl-Wasserschüssel von Ikea als Designer-Waschbecken werden von weißem Holz eingerahmt. Gegenüber kann ein Eimer in einer Teakbank versenkt werden und wird zur Toilette mit minimaler Privatsphäre – segeln auf der Elbe ist rau. Die Kojen sind ausreichend für vier Erwachsene, Nadelfilz auf dem Boden und an den Wänden schafft ein wenig Atmosphäre. Optional wird für regnerische Tage das Cockpit mit einem großen Zelt zu zusätzlichem Lebensraum. Die dazu gehörenden Gestänge sind in einer Sicke im Deck versenkt. Technische Highlights für Segler sind die erstklassige Beschlagsausstattung, eine versenkte Rollanlage für die Genua, oder das im Vorschiff versteckte 1:10 Magic Wheel, über das das 225 Kilogramm schwere Ballastschwert aufgeholt wird.

Das Boot hat den Charme eines Fahrzeuges für Abenteurer, keine Frage. Ebenso Zweck gebunden und rudimentär wie beispielsweise ein Land Rover als Wohnmobil. Der Hintergrund, vor dem der JK 28 entstehen darf, ist in zudem hoch professionell. Entworfen wurde er wie erwähnt von Judel/Vrolijk, laminiert werden Rumpf und Deck in optisch bester Qualität bei Regayacht in Polen, die finale Fertigung übernimmt Thomas Bergner Bootsbau in Norddeutschland. Alle Fäden laufen bei Projektleiter Andreas Bock zusammen, der parallel denselben Job für eine Brenta 80 innehatte. Die Finanzierung ist fürs Erste ebenfalls gesichert. Darauf angesprochen, dass so ein Boot ein wenig erklärungsbedürftig sei, was eventuell wiederum einem Erfolg im Wege stehen könnte, lächelt Hans-Werner Zachariassen: „Mein Lebensglück hängt nicht vom Erfolg dieses Bootes ab.“ Dass es genügen könnte, wenn er, seine Freunde und seine Kinder jeweils mit einem dieser Boote glücklich sind, glaubt man ihm sofort. Ebenso realistisch ist übrigens seine Einschätzung des Verkaufspreises: „Der JK28 kostet jetzt ab 40.000 Euro; wenn man sich nichts vormacht, ist man bei 60.000…“

Daten und Preise

Länge: 8,50 m
LWL: 7,75 m
Breite: 2,55 m
Tiefgang: 0,20/1,75 m
Verdrängung: 1030 kg
Ballastschwert: 230 kg
Ballastanteil: 22 %
Großsegel: 18,8 qm
Genua (105%): 12,6 qm
Selbstwendefock: 10,3 qm
Gennaker: 58 qm
Konstrukteure: Judel/Vrolijk & Co
CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer, 4 Personen)
Preis: ab 40.000 Euro

Werft: Thomas Bergner Bootsbau, Industriestraße 30, 24610 Trappenkamp, www.bergner-bootsbau.de

Fahrleistungen unter Segeln
(Windgeschwindigkeit: 10 Knoten)

40° 6,1 Knoten
60° 7,0 Knoten
90° 8,3 Knoten (mit Gennaker)

Theoretische Rumpfgeschwindigkeit: 6,8 Knoten

Stehhöhe

Salon 1,36 m

Kojen

Vorschiff 2,0 x 1,40 m
Achtern 2,35 x 0,70 m (2x)

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