MB Leader46 IPS Artikel 3

Test Prestige 46

Die Leader 46 ist eine große Open. Zügig und offen, statt schnell oder Salon. Mit fast 900 PS und IPS-Antrieben vor Cannes.

 

Die Leader 46 ist kein Boot, deren Konzept sich einem sofort aufdrängt. Sie will, dass man sich mit ihr beschäftigt, die Gedanken versteht, die ihre Entwickler hatten, um sie zu einem variablen Boot zu machen. Geht es nach den Marketingstrategen, soll die 46 als neues Leader-Flaggschiff Jeanneau insgesamt nach vorn bringen, nicht nur diese eine Marke. Sie soll Leader-Kunden eine neue Dimension schmackhaft machen, die sie vielleicht als Fahrer offener Boote sonst nicht entdeckt hätten.

Eine Leader kann ruhig 14,30 Meter lang sein, das luftige Konzept geht auch mit einer Zehneinhalb-Tonnen-Yacht auf. Worauf man in Frankreich Wert legt, ist die fein säuberliche Unterteilung  des Bootes in verschiedene Sektionen. Vier sind es offiziell in der oberen Ebene, zählt man die Kajüte unter Deck mit – warum eigentlich nicht? – sind es fünf. Das halboffene Cockpit teilt sich schon in drei Bereiche: Cruising, Essen und Picknick. Über allem spannt sich das große elektrisch zu bedienende GfK-Schiebedach. Nicht nur bei Regen und kaltem Wetter eine große Hilfe, sondern auch bei Sonne.

Immer wieder beeindruckend ist bei Jeanneau Motorbooten der Umgang mit Seegang und Geschwindigkeit. Souverän ist das passende Wort.”

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Zweiter Teil des Konzepts ist die anschließende Essecke: Ein großzügiges U-Sofa mit gegenüberliegender optionaler Außenküche und Spüle. Mit dem bei Nichtbenutzung unter den achteren Dachüberhang geklappten optionalen Fenster lässt sich das Cockpit komplett nach achtern schließen. Gerade für den deutschen Markt, den Jeanneau als besonders wichtig ansieht, ein Argument: Der so entstehende geschlossene Cockpitbereich lässt sich gegen Kälte und Wind bis auf einen Spalt unter der Tür schließen und beheizen.

Außen schließt achtern eine Dinette an, die wiederum optional mit einer Picknick-Küche geordert werden kann. Gemeinsam mit der unter den Bänken liegenden Garage ist der Sitzbereich (nach Jeanneau-Diktion vis-a-vis, also gegenüber liegend) einer der Kernpunkte der neuen Leader 46, so etwas ist auf kürzeren Schiffen schlicht nicht möglich. Als vierten Bereich möchte Jeanneau schließlich das Vorschiff verstanden wissen, die versenkte Sonnenliege soll vielleicht die Kinder nach vorne locken.

Immer wieder steht die Familie argumentativ im Vordergrund. Einmal abgesehen vom Fahren wird das Schiff so zu einem Gesamtkunstwerk, das sich schlangengleich zwischen Jeanneau-Reihen Prestige und NC hindurch schlängelt, die in manchem Bereichen großzügiger wirken, aber eben auf diese Vielzahl an verschiedenen Räumen verzichten. Was beim Raumempfinden eventuell fehlt, macht die Leader 46 bei der Nutzbarkeit wieder gut. Jede Sektion ist für sich sauber abgegrenzt und kompromisslos – die Länge des Schiffes macht’s.

Unter Deck gelangt man über eine Treppe in den unteren Salon nebst an Steuerbord anschließender Pantry. Gediegen in der Farbauswahl hat es eine vorsichtige Anmutung von Luxusyacht, auch wenn Vorschiff, Salon und Pantry nicht mehr von der vollen Schiffsbreite und der vollen Rumpfhöhe profitieren können. Deutlich läuft der Rumpf nach vorn spitz zu, während sich der Boden über dem V des Vorschiffs anhebt. Das stört nicht wirklich, der Salon ist gemütlich und für die angepeilte maximal vierköpfige Crew ausreichend, die Pantry hat alles, was ein Cruiser für den kurzen Urlaub braucht: große Kühlschränke für die Getränke, Herd für den Kaffee und Mikrowelle fürs Essen. Das Vorschiff ist als so genannter VIP-Bereich geplant, also als Gästekabine mit anschließendem Bad, das vom Salon aus zugänglich ist; damit wird es unterwegs zum Tagesbad.

Die Masterkabine schließlich kann unter dem Cockpit wieder die ganze Schiffsbreite von 4,10 Meter nutzen. Mittendrin steht das große Portalbett, der Clou ist jedoch die Anordnung des Bads: Durch zwei mattierte lichtdurchlässige Türen lässt es sich entweder komplett von der Masterkabine abtrennen oder – alternativ – zur Hälfte zur Kabine öffnen. Die beiden Türen verschließen dann das WC und auf der andren Seite die Dusche.

Für seine Leader-Reihe hat Jeanneau den Begriff Express-Boot geprägt: Zügig, aber kein Speedboat, sowie offen und dadurch eben keine Prestige. Obwohl die Prestige 450S und die Leader 46 bei den Rumpfabmessungen, dem Gewicht und der Motorisierung schon ziemlich dicht beisammen liegen, ist die Leader 46 schmaler und etwas leichter. Als Spitzenmotorisierung bietet Jeanneau die unbeladen 10,6 Tonnen schwere Leader mit IPS 600-Antrieben und insgesamt 870 PS an, die keine Zweifel daran lassen sollen, dass die Familie gern auf Speed sein darf.

Immer wieder beeindruckend ist bei Jeanneau Motorbooten der Umgang mit Seegang und Geschwindigkeit. Souverän ist das passende Wort, außer einem leisen Rumpeln kommt von den Wellen nichts im Cockpit an, nichts klappert oder knirscht. Knapp 34 Knoten zeigt die Logge bei Volllast, wer mit seinem Tankinhalt (900 Liter) weit kommen möchte, der muss nur wenig Abstriche machen. Die ökonomische Marschfahrt, also mit der größten Reichweite und dem geringsten Verbrauch pro gefahrener Seemeile, haben wir bei 3500 Umdrehungen ermittelt, dann rauschte das Mittelmeer mit 26 Knoten unter dem Leader-Kiel hindurch.

Was beim Raumempfinden eventuell fehlt, macht die Leader 46 bei der Nutzbarkeit wieder gut. Jede Sektion ist für sich sauber abgegrenzt und kompromisslos.”

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Mit elektronischer Schaltung und drive-by-wire auch an der Lenkung gibt sich die Leader beim Fahren keine Blöße. Das Gefühl für das Schiff ist gut, man hat es  trotz seiner Größe jederzeit unter Kontrolle und wer will kann sich die Lenkausschläge oder die –härte individuell einstellen. Wer eine kleinere Motorisierung wählen möchte, fährt die für IPS-optimierte Leader 46 mit Z-Antrieben, in dieser Kombination ein Novum bei Jeanneau. Wobei kleinere Maschinen vielleicht nicht der richtige Ausdruck sind, immerhin werden minimal zwei Volvo D6 mit je 370 PS verbaut, die dritte Variante sind zwei D6 mit je 400 PS. Und wer auf Extras wie das Heckfenster, hydraulische Gangway, Teakdeck oder den Kühlschrank im Cockpit verzichten kann, fährt mit den kleineren Maschinen vermutlich nicht viel schlechter.

Wer statt einer gediegenen Yacht wie der Prestige 450S eher eine lässigere Alternative für den Sommer in der Bucht sucht, wird bei Jeanneau mit der Leader 46 jetzt fündig. Während Abmessungen und teils die Motorisierungen ähnlich sind, ist das Konzept eher auf eine Familie im Urlaub ausgelegt. Die Hauptlebensbereiche befinden sich alle auf  Deckebene, sind pflegeleicht und richtig für ein Badeboot. Mit den großen IPS 600 und insgesamt 870 PS ist sie reichlich motorisiert. Der Basispreis wird von Jeanneau mit gut 480.000 Euro angegeben, das Testschiff hatte mit zahlreichen Extras einen Listenpreis von 630.638 Euro.

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Daten:

Länge über Alles 14,33 m
Rumpflänge 12,67 m
Breite 4,10 m
Verdrängung 10,6 t
Tiefgang 1,10 m
Durchfahrtshöhe 4,85 m
Motorisierung 2 x Volvo Penta IPS 600 D6-435
Diesel  900 l
Wasser 400 l
Konstruktion: Garroni Design / J&J Design
CE-Kategorie: B (außerhalb geschützter Gewässer), 12 Personen
Preis ab 481.920,- Euro
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