STO Frauscher Interview

Interview: Wertchef Michael Frauscher

“Wir sehen uns als Pacemaker”

Der österreichische Hersteller Frauscher gilt als Trendsetter in der Motorbootszene. Im Interview spricht Werftchef Michael Frauscher über Antriebe, Boote der Zukunft und das geänderte Kaufverhalten der Kunden.

 

Story und Bilder: Claus Reissig

Boatsandstories: Herr Frauscher, welche Antriebe bekommen Boote in der Zukunft?

Michael Frauscher:„Die Frauscher Bootswerft investiert schon seit Jahrzehnten in die Entwicklung neuartiger Antriebstechnologien. Wir haben schon sehr früh Elektro-Boote , Hybridmodelle und wasserstoffbetriebene Modelle entwickelt und damit unsere Innovationskraft unter Beweis gestellt. Wir verstehen uns als Pacemaker unserer Branche, setzen aber auch auf Kooperationen mit namhaften Partnern aus der Automobilindustrie. Wir werden in den kommenden Jahren unseren Vorsprung weiter ausbauen – egal mit welchem Antriebs-Aggregat.“

BaS:Vor dem Hintergrund der Klima-Diskussion der vergangenen Monate: Verändern sich die Sichtweise und die Nachfrage der Kunden?

MF: „Wir gehen davon aus, dass die gute Nachfrageentwicklung unabhängig vom Antriebtyp stabil bleiben wird. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass der Elektroantrieb bei Booten zunehmend wichtiger wird. Dazu werden umweltverträgliche Materialien immer stärker nachgefragt. Frauscher achtet in all seinen Produktionsschritten auf Nachhaltigkeit. So wird beispielsweise ausschließlich zertifiziertes Teakholz aus nachhaltigem Anbau verbaut. Darüber hinaus setzen wir auf kurze Lieferwege. All unsere Zulieferer kommen aus der oberösterreichischen Region.“

BaS:Wie verändert sich das Kundenverhalten im Bootssport generell?

MF: „Wir kennen uns in unserem Segment sehr gut aus. Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden und unserer Zielgruppe generell. Design und ein hohes Maß an Individualisierbarkeit spielen neben der erwähnten Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit eine wachsende Rolle.“

Wir werden in den kommenden Jahren unseren Vorsprung weiter ausbauen – egal mit welchem Antriebs-Aggregat.”

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BaS:Wie viele Schiffe baut Frauscher im Jahr?

MF: „Wir produzieren pro Jahr ca. 85 Sportboote aus dem Premiumsegment mit unterschiedlichen Antriebsaggregaten und Längen zwischen 6 bis 14 Metern, die in die ganze Welt exportiert werden. Unser Heimatmarkt ist Europa und unser Hauptkunde ist deutschsprachig.“

BaS:Muss Frauscher als wachsende Werft immer mehr und größere Schiffe bauen?

MF:„Unser Wachstum liegt zwischen 7 und 10 Prozent pro Jahr. Das ist ein sehr gesundes Wachstum für einen Betrieb, wie Frauscher. Auch und gerade im Hinblick auf die Qualität und hochqualifizierte Mitarbeiter.“

BaS: Findet Frauscher noch Mitarbeiter?

MF: „Selbstverständlich. Frauscher ist eine globale Marke und ein sehr interessanter Arbeitgeber. Und Boote zu bauen ist cool – ein Job, den man nicht überall findet, bei uns schon.“

Wir sind wahrscheinlich 5 Jahre vor dem Mainstream. Wenn ich da noch 10 Jahre drauflege, bin ich unglaublich weit in der Zukunft.

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BaS:Wo sieht sich Frauscher in der Zukunft?

MF: „Frauscher hat ein großes Potential.  Wir werden weiter sehr gut wachsen, wenn wir uns auf unsere Stärken und auf unseren Markenkern fokussieren. Gleichzeitig werden wir weiter nach neuen Vertriebsregionen und neuen Handelspartnerschaften Ausschau halten. Wir wollen aber kein Massenhersteller werden, sondern unsere Position als Qualitätsprodukt im Premiumsegment weiter ausbauen.

BaS:Ab wann ist man Massenhersteller?

MF: „Das hängt nicht von der Anzahl ab, sondern vom Zugang, also wie man den Kunden und das Produkt sieht. Solange das Produkt im Fokus steht wird die Stückzahl zweitrangig. Wir wollen unseren Kunden individuell beraten und ihm eine gute Zeit auf dem Wasser garantieren. Dann sind und bleiben wir sein bester Freund.“

Wir wollen unseren Kunden eine gute Zeit auf dem Wasser garantieren. Dann sind und bleiben wir sein bester Freund.”

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BaS:Was ist der Job eines Bootsherstellers?

MF:„Wir sind dafür da, dass der Eigner eine schöne Freizeit hat. Ein cooles Boot gibt ihm die Möglichkeit dazu. Aber es gehört noch mehr dazu. Das Reflektieren der individuellen Kundenwünsche und der Service spielen eine ebenso große Rolle. Manchmal fühle ich mich wie ein Hoteldirekor, der das gesamte Erlebnis seines Kunden im Blick haben muss.“

BaS:Wie weit versucht Frauscher in die Zukunft zu sehen? Zehn Jahre wie die Auto-Industrie?

MF: „Wir sind wahrscheinlich fünf Jahre vor dem Mainstream. Wenn ich da noch 10 Jahre drauflege, bin ich unglaublich weit in der Zukunft – sehr spannend!“

BaS:Wie sieht die aus?

MF:„Ich sehe viele Möglichkeiten. Kein Mensch kann aber wirklich vorhersagen, was in zehn Jahren ist. Wir bleiben auf jeden Fall ein Familienbetrieb. Wir denken am ehesten in Varianten, also welche Szenarien die Zukunft bereithalten könnte. Wir spielen mit den verschiedenen Ideen mit oder ohne Verbrennungsmotor, mit unterschiedlichsten Rumpfformen und sind offen für Alternativen. Dadurch schärft sich das Bild.“

Manchmal fühle ich mich wie ein Hoteldirektor, der das gesamte Erlebnis seines Kunden im Blick haben muss.

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BaS:Was entwickelt Frauscher für die Zukunft?

MF:„Wir werden immer Boote bauen bis zu der Größe, wo man über einen Kapitän nachdenkt. Wir haben also noch Platznach oben und innerhalb der bestehenden Modellreihe.“

BaS:Gibt die Technik große Neuerungen derzeit her?

MF :„Frauscher war innovativ und hat auf ein charakteristische Design gesetzt. Jedes Jahr ein schönes Design zu machen, ist wichtig, aber noch keine Innovation. Innovation bedeutet z.B. auch auch, weniger Energie zu verbrauchen. Hier haben wir u.a. ein besonderes Augenmerk auf das Rumpfdesign. Aber mehr wird noch nicht verraten.“

Jedes Jahr ein schönes Design zu machen, ist noch keine Innovation. Innovation bedeutet auch, weniger Energie zu verbrauchen.”

ST Interview Frauscher

BaS:Wie ändern sich die Produktionsverfahren und Materialien?

MF: „Wir haben lange mit Porsche Consulting zusammengearbeitet. Da haben wir gelernt unsere Ressourcen gezielter einzusetzen, was z.B. Personal, Lagerhaltung aber auch Flächen und finanzielle Mittel anbetrifft. Wir haben von der Autoindustrie viel gelernt.“

BaS:Und das Material?

MF: „Materialen im Bootsbau unterliegen ständigen Entwicklungsprozessen. Bei den Produktionssystemen gibt es große Sprünge. Es gibt immer neue Kombinationen aus traditionellen und neuen Materialien, wie etwa Karbon und Holz.

BaS: Was für ein Boot fährt Michael Frauscher selbst?

MF:„Ich habe von meinem Vater seine O-Jolle geschenkt bekommen, die mein Großvater gebaut hat. Und die drei Mal, die ich im Jahr zu Hause bin fahre ich damit auf dem Traunsee. Sonst habe ich ja genügend Gelegenheit mit einem unserer Boote aus der Frauscher-eigenen Flotte zu fahren, da brauche ich natürlich kein eigenes Boot.“

BaS:Vielen Dank für das Gespräch.

Internet: frauscherboats.com

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