Wertanlage

Sämtliche Schiffe des Charterriesen Sunsail befinden sich in privater Hand. Das funktioniert nur, wenn die Yachten bis zu ihrem Wiederverkauf nach 5 Jahren ihren Wert behalten. Ich habe eines der Boote besichtigt.

 Story und Bilder: Claus Reissig

Als Eigner kann man bei Sunsail neue Schiffe als Anlageobjekt  kaufen. 8 Prozent pro Jahr (in der Karibik 9) vertraglich garantiertes Einkommen zahlt Sunsail pauschal auf den Kaufpreis über die Laufzeit von 5 Jahren (6 Saisons). Zusätzlich übernimmt Sunsail alle Kosten für Service, Liegeplatz oder Versicherung, etc.. Interessant für Vielsegler: pro Jahr kann man bis zu 12 Wochen kostenfrei auf baugleichen oder ähnlichen Sunsail-Yachten rund um den Globus segeln.

Das funktioniert nur, wenn die Schiffe gepflegt werden. Denn wenn es den Schiffen gut geht, sind auch die Eigner zufrieden und der ständige Erneuerungsprozess der Flotte kann sich fortsetzen. Jährlich werden rund 200 Yachten ersetzt und kommen als Gebrauchtboote auf den Markt. Etliche der über 100 Sunsail-Charteryachten in der Marina Agana sind daher zu verkaufen: unter anderem Sunsail 41 und 47 Einrümpfer, mehrere Charterkatamarane von Robertson & Caine aus Südafrika oder die so genannten Powerkats, also Motorkatamarane. Cool, aber nicht meine Welt, ich entscheide mich bei der Besichtigung für eine Sunsail 47, oder Sun Odyssey 469, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt. Das Modell kam 2013 auf den Markt.

Die Sunsail-Flotte durchläuft einen ständigen Erneuerungsprozess: Rund 200 Yachten werden jährlich ersetzt.”

Natalija I ist fünf Jahre im Charter gelaufen und gehört wie alle anderen Schiffe der Flotte einem privaten Eigner. Gebaut 2013 war ihre erste Chartersaison 2014. Mit rund 20 Wochen Auslastung im Jahr gehört sie zu den Bestsellern in Agana. Vier Kabinen, vier Bäder – eine beliebte Aufteilung. Der erste Eindruck ist positiv. Keine Haarrisse, keine abgefahrenen Ecken im Gelcoat, die Backskistendeckel schließen wie am ersten Tag, alle Systeme funktionieren nach einem ersten Check. Man merkt, dass alle Boote geprüft und aufgearbeitet werden. Die Käufer sollen wissen, dass Sunsail mit den anvertrauten Yachten gut umgeht.

Für eine Langfahrtyacht hat die Jeanneau alles, was ich brauchen würde. Kartenplotter und Instrumente sind in Ordnung, das ausfahrbare Bugstrahlruder ebenfalls. Der 54 PS Yanmar Diesel ist gut 2000 Stunden gelaufen, springt kalt problemlos an und qualmt nicht, das Getriebe schaltet sauber, es gibt keine Geräusche oder Vibrationen aus dem Saildrive. Überhaupt sieht man der Technik an, dass das Schiff permanent gewartet wurde, aus dem Motorraum kann man essen, die Batteriepole sind gut gefettet. Das Schiff ist grundgereinigt, ein Mechaniker ersetzt gerade noch eine defekte Deckenjalousie.

Natalija I ist fünf Jahre im Charter gelaufen und gehört wie alle anderen Schiffe der Flotte einem privaten Eigner.”

Bei Besichtigungen von Gebrauchtbooten habe ich erheblich ungepflegtere Exemplare erlebt, vor allem schmutzig, nicht gewartet und teilweise verbastelt. Da hat Natalija I einen Vorteil, denn hier in Agana – und nur davon kann ich heute sprechen – gehen die Techniker jeden Tag mit den gleichen Schiffen um: Einrumpf bedeutet Beneteau-/Jeanneau-Konzern, Mehrrumpf Robertson & Caine.

Die Techniker sind routiniert und wissen genau was zu tun ist, alle Ersatzteile sind vorrätig. Die immer gleiche Ausstattung bietet keine Überraschungen. Gut für den Käufer. Die Stauräume sind leer bis auf das Notwendige, also Fender, Wasserschlauch oder Festmacher, eine Rettungsinsel ist an Bord.

Alle Sunsail-Schiffe haben als Standard durchgelattete Großsegel von Ullmann aus Südafrika mit Rollen gelagerten Rutschern und einem so genannten Lazy Bag.”

Bis hierhin kann ich die Kritik an den Charterschiffen nicht teilen, jetzt zu den Segeln. Die gelten schon als nach kurzer Zeit verschlissen und sollen schlecht stehen, zumeist seien es Rollgroßsegel. Nicht hier – alle Sunsail-Schiffe haben als Standard durchgelattete Großsegel von Ullmann aus Südafrika (beziehungsweise Quantum) ­mit Rollen gelagerten Rutschern und einem so genannten Lazy Bag. Von Mastrollanlagen hat sich der Charterkonzern bereits vor Jahren verabschiedet, die erwiesen sich als zu anfällig im Charterbetrieb. Das Alter von Natalijas Segeln? 2 Jahre! Nach den ersten drei Jahren erneuert Sunsail zumeist Groß und Genua. Mehr gibt es aber auch nicht. Wer weiter weg möchte, müsste bei Bedarf aufstocken. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass man auch für Atlantiküberquerungen außer einem Spibaum kaum mehr braucht.

Die Ankerkette sieht aus wie neu, ein Spade-Anker ist eine gute Wahl, ebenso wie die Horizontalankerwinsch an Deck. Alles läuft leicht, dank des kleinen Klüvers für den Anker hat der Bug keine abgeschlagenen Kanten. Im Vorschiff befindet sich noch ein großer Stauraum, gut für viele große Fender und vielleicht einen Spi.

Will man die Sunsail 47 als private Yacht nutzen, lässt sich die vordere Trennwand in Segmenten entfernen und aus zwei kleinen eine große Vorschiffskabine machen.”

Unter Deck ist trotz fünf Jahren Nutzung alles OK, die Bodenbretter sehen aus wie neu, ebenso die Holzwände und die meisten Türen. Lediglich Steuerbord vorn gibt es Abschabungen von einem Bodenbrett, die Reparatur übernimmt Sunsail. Das Schiff hat vier Kabinen und vier Bäder. Will man die 47 als private Yacht nutzen, lässt sich die vordere Trennwand in Segmenten entfernen und aus zwei kleinen eine große Vorschiffskabine machen. Sonst auch hier kein Wartungsstau, kein Schimmel, kaum Geruch, alles funktioniert problemlos. Auch das kenne ich von Gebrauchtschiffen teilweise anders – vor allem wenn sie monatelang nicht gelüftet wurden.

Die Pantry dürfte auch bei Seegang gut nutzbar sein, der Kocher ist bis zu großer Lage kardanisch, es gibt einen Gefrier- und einen Kühlschrank, der ist zudem sowohl von oben als auch von der Seite zu beladen. Die Polster in den Kabinen sehen topp aus, sie sind trocken und der Schaumstoff ist noch fest. Nicht so schick sind die Kunststoffbezüge für den Charterbetrieb im Salon. Für rund 2000 Euro könnte man hier in Kroatien alle Bezüge im ganzen Schiff erneuern. Letztlich bekommt man ein großes Schiff ohne große Überraschungen, wenn man länger unterwegs sein möchte.

Die Bänke im Salon haben Kunststoffbezüge. Für rund 2000 Euro könnte man hier in Kroatien alle Polster neu beziehen lassen.”

Neu gab Jeanneau den Preis der Sun Odyssey 469 bei ihrem Erscheinen 2013 mit mindestens 235.000 Euro an. Inklusive Bugstrahlruder, Instrumenten, Biminitopp und Sprayhood, sowie Auslieferung und Antifouling dürften es rund 300.000 Euro gewesen sein. Um die 180.000 Euro kosten Schiffe wie Natalija I, wenn sie auf nach fünf Jahren Charter den Markt kommen.

Ein fairer Preis und wenn die blauen und roten Streifen entfernt und die Polster erneuert sind, sieht man ihr das Charterleben fast nicht mehr an. Was sie neu gekostet hat ist übrigens Betriebsgeheimnis – schließlich gehört sie einem privatem Eigner.

Gebrauchtyachten: www.sunsailbrokerage.com

Yachteignerprogramm: www.sunsailyachteigner.de

Inklusive Bugstrahlruder, Instrumenten, Biminitopp und Sprayhood, sowie Auslieferung und Antifouling dürfte der Neupreis bei rund 300.000 Euro gelegen haben.”

Daten Sunsail 47

Infos: www.sunsailbrokerage.com

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